
Wir freuen uns sehr, heute mit Jens Luke einen weiteren, sehr spannenden Gesprächspartner im Wohnzimmer begrüßen zu dürfen! Jens ist beim SC LWL 05 kein neues Gesicht – ganz im Gegenteil: in den vergangenen Jahren hat er mit seiner sehr erfolgreichen Arbeit in der A‑Jugend die Entwicklung der ältesten unserer Jugendmannschaften maßgeblich geprägt und damit auch einen wichtigen Beitrag zur erfolgreichen Saison der Senioren geleistet.
Zur kommenden Saison übernimmt Jens eine neue Aufgabe im Verein, die vielleicht den ein oder anderen zunächst überraschen wird: er übernimmt die D‑Jugend in unserer erfolgreichen Jugendabteilung. Im Gespräch sprechen wir über seine Ambitionen, die aktuelle Situation und seinen Werdegang und diskutieren den häufigen Vergleich mit Julian Nagelsmann. Das Ergebnis? Ein sehr lesenswertes Gespräch mit vielen spannenden Einblicken! Wir wünschen viel Spaß!
_____
Hallo Jens. Wie geht es dir in der aktuell leider fussballfreien Zeit?
Jens: Hi Simon, mir geht es den Umständen entsprechend gut. Natürlich fehlt mir das regelmäßige Training, aber ich bin optimistisch und denke, dass wir bald wieder unter normalen Umständen trainieren werden. Als „fußballfreie“ Zeit würde ich die letzten Wochen nicht bezeichnen aber dazu später mehr.
Trotz deines noch jungen Alters hast du dich vor ein paar Jahren dazu entschlossen „die Fußballschuhe an den Nagel zu hängen“ und vom Feld an den Seitenrand zu wechseln. Wie kam es zu dieser Entscheidung?
Jens: Eigentlich wollte ich nur ein Jahr Pause machen, weil ich doch sehr mit einer Verletzung zu kämpfen hatte. Als ich dann gefragt wurde, ob ich die A‑Jugend übernehmen möchte, musste ich nicht lange zögern. Ich habe schnell gemerkt, dass mir die Arbeit mit den Jungs viel Spaß macht und dass ich mich in dem Bereich persönlich gut weiterentwickeln kann. Die Mannschaft hat mir den Einstieg aber auch sehr leicht gemacht. Wenn es zeitlich irgendwann mal passt, könnte ich mir sicherlich nochmal vorstellen zu spielen. Ich möchte nur keine halben Sachen machen. Also einmal die Woche zu trainieren und dann Sonntags einen Startelfplatz zu fordern kommt bei mir einfach nicht in Frage.
Dein fußballerischer Werdegang erinnert an den von Julian Nagelsmann. Hand aufs Herz: Wie oft wurdest du schon auf diesen Vergleich angesprochen?
Jens: An diesen Namen kann ich mich tatsächlich nicht erinnern, aber ich habe schon viele andere Vergleiche gehört, über die ich auch sehr schmunzeln musste. Im Endeffekt kommt es lediglich darauf an, dass ich persönlich das ganze Einordnen kann. Ich gehe jetzt in mein viertes Trainerjahr und stehe damit (hoffentlich) noch ganz Anfang von meiner „Trainerkarriere“. Aus diesem Grund würde ich selbst niemals so einen Vergleich tätigen. Heutzutage gibt es viele gute und junge Trainer und ich glaube tatsächlich, dass einige davon von dem angesprochenen Werdegang träumen. Das führt allerdings auch dazu, dass kleine Rückschläge den direkten Weltuntergang bedeuten und genau darin sehe ich ein großes Problem. Wenn wir in Zukunft gute Spieler ausbilden wollen, brauchen wir die Trainer – die heute mit 18 Jahren anfangen – auch noch wenn sie 40 oder 50 sind. Deshalb geht es für mich in erster Linie darum widerstandsfähig zu bleiben und jeden Tag ein klein wenig besser zu werden.
Letztes Jahr durftest du den A‑Jugend-Aufstieg in die Landesliga feiern. Dein erster großer Erfolg als Trainer. Was war das für ein Gefühl?
Jens: Schwer zu sagen. Da die finale Entscheidung nicht auf dem Platz stattgefunden hat, waren die Gefühle nicht so intensiv wie beispielsweise der Erfolg im Westfalenpokal gegen Lotte. Als das Ergebnis feststand war ich irgendwo in Marburg in der Uni und dann musste ich mir erstmal jemanden suchen der am Abend mit mir einen trinken geht. Zum Glück ist das in dieser Umgebung nicht so schwer. Die anschließende Meisterfeier nach dem Lockdown war auch ganz passabel.
Du hast 2019 die B‑Lizenz gemacht und bist weiterhin sehr wissbegierig und sehr ehrgeizig. Was sind deine aktuellen persönlichen Pläne und Ziele?
Jens: Zurzeit warte ich darauf, dass die Termine für die B+ Lizenz (ehemals DFB-Elite-Jugend-Lizenz) bekannt gegeben werden. Im Idealfall würde ich diese gerne noch in diesem Jahr absolvieren. Das hat auch damit zu tun, dass ich im nächsten Jahr auf das Ende meines Studiums zugehe und dementsprechend jetzt noch mehr Zeit dafür aufbringen kann als in Zukunft. Nach dem Studium strebe ich eine Lehrtätigkeit im Bereich des Sports an. Das kann in einer Schule, im Verband oder in einem Nachwuchsleistungszentrum erfolgen.
Bei Trainern spricht man oft davon, dass jeder seine eine Spiel-Idee / Spiel-Philosophie hat. Wie lautet deine?
Jens: Wenn ich sie in einem Satz formuliere, dann würde ich sagen „Wir wollen den Ball (loswerden)!“ trifft es schon gut. Ich möchte immer das meine Mannschaften den Ball möglichst weit vor dem gegnerischen Tor erobern und dann schnellstmöglich zum Abschluss kommen. Mittlerweile greifen zwar viele Mannschaften früh an, allerdings frage ich mich dann oftmals was sie mit dem Ball wollen, weil sie die folgende Spielphase nicht gut vorbereiten. Deshalb breche ich das Spiel immer auf alle Spielphasen herunter und trainiere mit meinen Spielern zu jeder Phase entsprechende Prinzipien, die sie dann im Optimalfall im Spiel umsetzen.
Du übernimmst ab Sommer – zusammen mit Jan-Philip Cramer – die LWL-D-Jugend, welche in der Bezirksliga spielen wird. Wie schätzt du deine neue Mannschaft ein und an welchen Punkten möchtest du gemeinsam mit dem Trainer-Stuff arbeiten?
Jens: Die Jungs die ich bislang gesehen habe, haben alle gute Voraussetzungen. Da es aber für mich eine ganz neue Herausforderung wird und ich die Liga nicht kenne, kann ich nicht sagen in welchem Bereich der Liga wir zu sehen sind. Darauf kommt es im Endeffekt aber auch nicht an. Wir als Verein müssen uns wieder etwas von unten aufbauen und die Jungs mit gutem Training auf ihrem Weg begleiten.
Ich möchte mit den Jungs Prinzipien trainieren, die ihnen helfen auf dem Platz gut Entscheidungen zu treffen. Deshalb ist es für mich auch wichtig, dass unser Training aus Spielen und nicht aus Üben besteht. Wir müssen weg von den Übungen kommen und genau das möchte ich mit dem Trainerteam umsetzen. Ein Fußballspiel besteht zu 70% aus Entscheidungen treffen, dementsprechend müssen wir den Spielern im Training auch die Möglichkeiten bieten, um Entscheidungen zu treffen.
Du bist aktuell auch viel mit Fußball beschäftigt. Was genau machst du gerade?
Momentan absolviere ich mein Praktikum bei Coach². Das ist eine onlinebasierte Trainerausbildung, die von Jonas Stephan und Steven Turek ins Leben gerufen wurde. Jonas war im Trainerstab von Eintracht Braunschweig und schaffte mit dem Verein den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Zurzeit trainiert er die U19- Bundesligamannschaft des Chemnitzer FC. Steven ist bekannt aus Autor in nationalen und internationalen Trainerzeitschriften und er ist Trainer in der Akademie von Hannover 96. Ich tausche mich wöchentlich mit den beiden aus und habe die verschiedensten Aufgaben. Ich habe die Coach²-Trainerausbildung selbst absolviert, schreibe wöchentlich Blogartikel über diverse Themen und entwerfe Spielformen oder Animationen für die Social-Media Plattformen. In den nächsten Wochen werde ich noch weitere Aufgaben hinzubekommen. So sind z.B. Interviews mit spannenden Interviewpartnern geplant und ich werde nach Chemnitz und Hannover fahren, um bei beiden zu hospitieren.
Beim DFB und der Bundestrainernachfolge ist die Rede von „Stallgeruch“ und das dieser oftmals auch Vorteile mit sich bringt. Du hast diesen LWL-Stallgeruch definitiv. Was glaubst du, kannst du der Mannschaft mitgeben?
Jens: Ich habe selbst unheimlich viel von meinen Trainern beim LWL gelernt und jetzt möchte ich, dass die Jugendspieler auch von mir lernen. Durch meine eigene Erfahrung ist mir das Zielniveau des Vereins genau bekannt und ich möchte die Spieler mit viel Begeisterung in Richtung des Zielniveaus bewegen.
Wie würdest du dich in drei Worten beschreiben?
Engagiert, motiviert, wissbegierig.
Eine letzte Frage: Wann startet du mit den Jungs in die Vorbereitung zur neuen Saison?
Wenn es nach Corona-Verordnung möglich ist, möchte ich am 08.06. in die Vorbereitung zur neuen Saison starten. Die Jungs und Mädels oder die Eltern können sich gerne vorab bei Fragen unter folgender Handynummer bei mir melden: 0160 97846559
Auch interessierte Jungs und Mädels, welche gerne beim SC LWL 05 in der D‑Jugend spielen möchten, sind herzlichst eingeladen mich oder den Jugendvorstand anzurufen.
Vielen Dank Jens für deine Zeit und das Interview. Wir wünschen dir viel Erfolg im sportlichen und privaten Umfeld.